"ILLAYA"              Veröffentlichungen                                                                                                                                                                                                                             

Yacht - classic - spezial

veröffentlichte in Heft No. 01.2011





Endlich ist eine weitere Mälar 25 in unseren Gewässern heimisch geworden. Bernd Lüders, Liebhaber klassischer Schärenkreuzer, hat einen Winter lang all seine Freizeit in seinen Schärenkreuzer investiert. Ein Refit welches sich wirklich gelohnt hat. Ab diesem Sommer segelt von Fahrensodde aus eine weitere Schönheit auf der Flensburger-Förde.

 

 

 

Interview mit Bernd Lüders über "Holzboote".

von Marko Brecht

 

 

Warum Herr Lüders segeln Sie ein Holzboot ?

 

Ich weiß nicht ob man es für jeden nachvollziehbar erklären kann und ich bezweifle auch, dass man es überhaupt erklären muss.

 

Sie haben für sich entschieden kein Kunststoffboot zu segeln, dafür haben Sie doch bestimmt Gründe!

 

So wie Sie es sagen stimmt es nicht, ich habe nichts gegen Kunststoffboote, ich würde auch ein Kunststoffboot segeln. Entscheidender für mich ist die klassische Form und auch da gibt es sehr hübsche und sehr schöne Schiffe.

 

Dann frage ich ein wenig anders. Welches ist denn der Grund aus dem Sie sich für einen Schärenkreuzer entschieden haben?

 

Eigentlich ist es ganz einfach dieses zu beantworten und andersrum ist es kompliziert, denn es sind doch sehr vielfältige Gründe. Gerade wenn man eine Mälar 25 anspricht.

 

Um diese Gründe zu erfahren frage ich Sie ja.

 

Ich bekomme auch heute noch eine Gänsehaut wenn ich die langen, schlanken, überaus eleganten Linien eines klassischen Schärenkreuzers betrachte. Der weit überhängende Bug und und das lange, freie Heck mit diesem kleinen Heckspiegel in dem alle Linien, genau wie in dem langen, spitzen Bug, zusammen laufen finde ich einmalig. Ich frage mich immer, wie kann ein Konstrukteur nur so etwas Filigranes konstruieren. Die Antwort ist auch hier eigentlich ganz einfach. Geben Sie einem kleinen Kind ein Blatt Papier und einen Bleistift und bitten Sie es ein Segelboot zu zeichnen. Es wird automatisch eine lange, schlanke Form mit geringem Freibord und einem erheblichen Decksprung zwischen Bug und Heck zeichnen. Obendrauf kommt ein flacher Kajütaufbau, einem Mast der mit einem kleinen Vorsegel weit vorne steht und mit einem relativ hohen, rankem Großsegel das durch einen kurzem Baum gehalten wird. Ein Kind zeichnet automatisch ein Schärenkreuzer, weil er schön ist.

 

Diese Form ist einfach die Form die mich besticht. Diese ranken Linien gepaart mit einem wunderschönen, natürliche Material wie es vergleichsweise nur noch bei wertvollen Instrumenten vorkommt. Dieses Material wird von Menschen verarbeitet die sich auch heute noch für ihren Beruf wirklich berufen fühlen. 

 

Solch ein Schärenkreuzer wird wahnsinnig vielen Belastungen und unterschiedlichsten Kräften ausgesetzt. Diese teilweise einhundert Jahre alten Konstruktionen halten das immer noch aus und segeln immer noch perfekt. Spätestens hier merkt man doch welche Erfahrung und welches Können in diesen Kunstwerken steckt.

 

Natürlich gibt es auch emotionale Aussagen wie:  „der Geruch des Holzes, das Berühren des spiegelnden Lackes, das warme gebrochene Licht des Mahagonis, die Empfindlichkeit eines gelackten Leinendecks und die absolute Natürlichkeit aller dieser Materialien.“ Diese Aussagen könnte man noch unendlich fortführen. Aber Sie fragten mich ja, was mich an einem klassischen Holzschiff begeistert, warum ich ausgerechnet einen Schärenkreuzer, eine Mäler 25 segle? Meine Antwort, genau aus all diesen vorgenannten Gründen und weil es einfach erhebend ist mit solch einem Schmuckstück in der glutrot untergehenden Abendsonne in einen Hafen zu segeln und zu begreifen, dass alle Menschen die einem dabei zusehen einfach nur begeistert sind von dieser Anmut einer solchen Szene. Mein Boot macht mich in solchen Momenten einfach nur stolz und zufrieden. Genau so stolz und zufrieden macht es mich aber auch, wenn ich nach einer stürmischen Überfahrt in erheblich rauer See unbeschadet im Hafen angekommen bin. Wenn meine ILLAYA dieses alles heil überstanden und in mir keinen einziger Moment der Unsicherheit hat aufkommen lassen.  

 

Herr Lüders, ist  ihnen solch ein Schiff ohne ausreichende Stehhöhe nicht zu klein?

 

Ja, das ist eine berechtigte Frage. Natürlich, je älter ich werde, desto öfter denke ich auch es wäre von großem Nutzen wenn man nicht immer auf den Knien herum rutschen müsste. Wenn man unter Deck bequem sitzen könnte und eine richtige Toilette hätte. Ja, das sind Gedanken die man schon mal denkt, genau wie man manchmal gern einen Innenborder hätte der immer gleich anspringt und auch noch Strom liefert. Auch eine Dusche mit fließend warmen Wasser gehört in die Rubrik des wünschbaren Komforts. 

 

Dieses wird jedoch alles aufgewogen durch den Segelspass. Stellen sie sich vor, ein leiser, kaum merklicher Windhauch streicht über das glatte Wasser ohne es zu kräuseln. Du sitzt entspannt im Cockpit auf dem Niveau der Wasserober-fläche, die Segel stehen voll und das Schiff legt sich ganz leicht ein wenig auf die Backe.  Am Ruder spürst du nur einen ganz leichten Druck und der schlanke Rumpf teilt das Wasser ohne einen Laut des Plätscherns. So als wenn er gar nicht da wäre. Es herrscht absolute Stille. Nicht einmal die Möwen wagen es zu kreischen. Wenn jetzt einer reden würde, der würde alles kaputt reden. Du schaust auf die Windmessanlage und stellst fest, dein Schiff läuft eine so sagenhafte Höhe, du könntest glatt durch ein Nadelöhr kreuzen wenn du es nur wolltest. Dieses alles erlebst du alles ganz allein. Denn einen Schärenkreuzer  kannst du bequem einhand segeln. Du benötigst zum segeln keinen Motor, genau wie du zum schlafen keine Stehhöhe brauchst. Dein Lebensraum vergrößerst du durch ein deine sogenannte Kuchenbude. Deine Standheizung ersetzt du einfach durch einen klassischen Kamin. In der Kombüse hast du einen zweiflammigen Kocher. Dabei zwei Schlafplätze in der Kajüte und zwei Schlafplätze im Vorschiff. Auf Steuerbordseite befindet sich ein Kleider-schrank mit dem Radio und der Elektrik. Gemütliches Licht und eine heimelige Atmosphäre spendet abends eine Petroleumlampe und morgens die aufgehende Sonne. Alle Dinge die du benötigst lagern in den reichlich vorhandenen Ablagen. Lebensmittel lagern in der kühlen Bilge oder in der Kühltasche die man zum Frühstücken einfach mit in die Plicht nimmt. Somit hast du alles was du zum Glücklichsein benötigst.

 

Natürlich hat alles seine Vor - und seine Nachteile, doch ich Vermisse nichts. Für mich persönlich überwiegen die Vorteile. Wenn ich segeln möchte, kann ich segeln gehen. Ich kann mein Schiff bequem in jeder Situation alleine bedienen. Mit einem Schärenkreuzer erledigst du alle Hafenmanöver auch ohne Motor. Die Segelfläche ist so bemessen, dass man sie leicht allein bedienen kann. Selbst die Backstagen sind keine wirkliche Behinderung, sondern vermitteln bei viel Wind ein sicheres Gefühl.

 

Wenn mich dann doch mal jemand fragt ob ich nicht den Komfort vermisse gibt es einen sehr schönen Spruch von meinem Freund Klaus: „ Ich segle einfach und ich mache kein Camping. Einen Geschirrspüler und einen Trockner habe ich zu Hause.“ Ich finde dieser Satz sagt alles.

 

 

Herr Lüders, was sie sagen hört sich alles ja gut an und spricht ja auch für ein Holzschiff, aber es gibt ja auch noch die segelfreie Zeit, die Zeit der Winterarbeit. 

 

Ja, natürlich, die gibt es und die wird es auch immer geben, außer wir bekommen das mit der Klimaerwärmung nicht in den Griff. 

 

Herr Lüders, ich wollte damit eigentlich etwas anderes ansprechen. Ich meine die erhebliche Arbeit und den riesigen Pflegeaufwand den ein Holzschiff verursacht.

 

Ja, ein gewisser Unterschied lässt sich nicht so einfach wegdiskutieren. Aber wir sind uns einig, dass ein jedes Schiff ein gewisses Maß an Pflege benötigt. Keine Abweichung gibt es bei der Inneneinrichtung, den Segel, den Leinen, den Polster, den Beschlägen und  dem Anker. Also bei Pott und Pann braucht man auf einem Holzschiff den gleichen Pflegeaufwand wie auf einem Kunststoffschiff.

 

Beide Schiffe müssen auch von außen gereinigt werden. Rumpf, Deck, Cockpit, Backskisten, genau wie Mast und Baum. Nicht zu vergessen das Unterwasserschiff welches angeschliffen und mit Antifoulig gestrichen werden muss. Aluminium und Kunststoff müssen nach dem Reinigen mit Politur eingerieben und anschließend poliert werden. Meinen Holzrumpf und meinen Holzmast schleife ich mit zweihundertvierziger Sandpapier an, reinige die Flächen und streiche sie einmal mit Bootslack. Gut, das funktioniert nur wenn alles immer in einem Topzustand gehalten wird. Selbst wenn dieser Aufwand ein wenig größer ist als bei einem Kunststoffschiff, so kann ich nur sagen: „Es stört mich nicht, ich mache es gern.“ Ich für meinen Teil habe das Gefühl, ich erhalte ein Stück Kulturgut und allein das ist es mir wert. Zu letzt noch ein Gedanke. Warum eigentlich immer die Frage nach dem Plastik -und nach dem Holzboot. Ich empfinde es als künstliche Spaltung genau wie die Frage nach Motorboot oder Segelboot. Hier sind Menschen die eine Passion haben die sie glücklich macht, warum müssen einige dieses immer in Frage stellen? 

 

Ok, ich stelle fest, auch ich sollte eventuell nochmals über diese Thematik nachdenken. Ist ein Holzboot zu segeln denn nun wirklich ein Virus?

 

Ich segle mein Holzschiff weil ich es schön finde und es mir Freude bereitet. Wenn ich jedoch all die Menschen sehe die eine J-Class oder einen Zwölfer segeln und für ihre Passion so richtig viel Geld ausgeben, dann denke ich schon manchmal:  "die müssen wirklich von einem Virus befallen sein."  Eventuell sollte man an ihren Holzschiffen eine Desinfektionsbox anbringen wie auf den Krankenstationen damit sich niemand weiterhin anstecken kann."

 

 Ok, ich werde mir die Hände gründlich desinfizieren. Ich bedanke mich für dieses Interview und wünsche Ihnen immer die berüchtigte Handbreit Wasser unterm Kiel.  

 

Ihr Marko  Brecht

 

 

 

 

 

 

 

Ein offener Kamin an Bord der "ILLAYA"

 

 

 

 

Veröffentlichung in dem Magazin   No. 4 / 2008 

 

KLASSIKER !

                                     des

"Freundeskreises Klassischer Yachten"

 

Hier finden Sie die Konstruktions-Zeichnung mit allen Materialien und Abmessungen hinterlegt. Wenn Sie mich anschreiben übersende ich sie Ihnen gern.

Alle Rechte befinden bei Bernd Lüders.

 

 

 

 

Hinterm Anker gibt es noch keinen Landanschluss !!!

 

und im April kann es in Schweden noch sehr kalt sein. Die logische Überlegung war also wie heizen wir ohne Steckdose ? Die Erleuchtung kam mir auf der Haushaltsmesse "Du und Deine Welt" in Hamburg zu der ich eigentlich nicht wollte aber dem Wunsch meiner Frau nichts entgegen zu setzen hatte. Was ein Glück ! Wir waren kaum durch die Eingangstür da entdeckte ich das "Neueste für Ihr gemütliches Heim", Bioethanol-Kamine. Sie waren relativ klein, brauchten keinen Schornstein und spendeten tatsächlich Wärme. Ich sammelte alles was es so gab. Der Rest der Messe war vertrödelte Zeit, ich wollte nach hause, ich wollte konstruieren und Bauen. 

Zwei alte Kochtöpfe und zwei Ziegelsteine genügten für mein Experiment. Der nächste Schritt war ein Schuhkarton um ein Größenverhältnis zu erhalten und dann wurde gezeichnet und eingekauft. V4A Blech, Poppnieten, HSS-Bohrer und HSS-Sägeblätter. Man ist ja lediglich Heimwerker. Es wurde nach Zeichnung gesägt, gebohrt und im Schraubstock mit zwei Winkeleisen abgekantet. Den Brenntopf habe ich sicherheitshalber schweißen lassen und mit feuerfester Steinwolle gefüllt die, die Flüssigkeit aufnimmt. Jetzt brauchte ich nur noch Feuer.

Es klappte auf Anhieb, der Kamin bannte, er stank nicht und er gab Wärme ab. Die Flamme ließ sich sogar mittels eines Abdeckblech regulieren und der halbe Tonziegel begrenzte die Flamme nach oben und speicherte hervorragend die Wärme. Jetzt wartete ich nur noch auf den Praxistest bei der Bootsüberführung.

 

Praxistest:

 

Der Kamin brennt hervorragend und schafft es in vier Minuten die Kajüte aufzuheizen. Zu meiner Überraschung konnte er sogar auf dem Teppichboden stehen da er im unteren Teil durch die angesaugte Luft nicht warm wird. Der Tonziegel schafft es die Feuchtigkeit aus dem Schiff zu ziehen was man immer bestens an den Fensterscheiben beobachten kann. Nach zirka vierzig Minuten musste ich die Flamme kleiner regulieren und das Kajütdach etwas öffnen. Jetzt kam die Testerweiterung, schafft es dieser kleine Ofen auch die Kuchenbude aufzuheizen und das Ölzeug zu trocknen ? Ja, er schafft es die Kuchenbude muckelig warm zu machen und nach einiger Zeit war das Ölzeug wieder einsatzfähig. Ich betreibe meinen Kamin jetzt schon im sechsten Jahr im Hafen und hinterm Anker und habe noch keine Gefährdung durch die Flamme erlebt. Ich empfinde einen offenen Kamin auf einem Schärenkreuzer als etwas ganz Besonderes und als etwas wirklich Stilgerechtes. Es fehlt nur noch das Eisbärenfell, gute Musik und ein alter Whisky. Der Kamin brennt mit einer Füllung etwa zwei bis drei Stunden. Natürlich hält er auch in dieser Zeit den Tee oder das Grog-Wasser heiß.

 

Vorsicht:

 

Zum Nachfüllen warte ich grundsätzlich bis der Ofen kalt ist und entferne den warmen Tonstein damit sich kein entzündliches Luftgemisch bilden kann. Weiterhin benutze ich eine extra Füllkanne mit langem Eingießer die ich außerhalb der Kajüte befüll. Den Reservekanister mit dem Bioethanol stelle ich vor dem Neuanzünden des Kamin weit weg und kontrolliere äußerst gründlich ob ich irgendwo Flüssigkeit verschüttet habe. Vor dem Anzünden lege ich eine Feuerhemmende Decke parat um eventuelle Flammen sofort ersticken zu können. Eine Mälar ist nunmal ein Holzschiff und soll es auch gerne bleiben.